Pressemitteilung des Bundesverbandes für Kindertagespflege:
Die Kindertagespflege in Deutschland ist bedroht. Zwei Jahre Corona haben bei vielen der rund 43.000 überwiegend selbstständigen Kindertagespflegepersonen die Reserven aufgezehrt. Dramatisch steigende Energiekosten, Mieten und Lebensmittelpreise gefährden nun ihre Exstenz. Viele Betreuungsplätze könnten wegfallen. Die Politik ist zum Handeln aufgerufen.
Dazu erklärt die Vorsitzende des Bundesverbandes für Kindertagespflege e.V., Inge Losch-Engler:

„Die Situation vieler Kindertagespflegepersonen ist dramatisch. Die Kosten laufen aus dem Ruder und Einsparmöglichkeiten sind kaum gegeben. Die Raumtemperatur zu senken, wenn kleine Kinder auf dem Fußboden krabbeln, verbietet sich. Auch bei der Ernährung der Kinder wird wohl niemand ernsthaft Einsparungen vorschlagen. Kindertagespflegepersonen, die nicht in ihren eigenen Wohnräumen betreuen, haben doppelte Kosten. Sie zahlen höhere Mieten und Energiepreise für ihre eigene Wohnung und die angemieteten Räume. Die Meldungen, die wir von der Basis erhalten, deuten darauf hin, dass viele aufgeben müssen.

In der Corona-Pandemie wurde die Kindertagespflege als systemrelevant eingestuft. Als Schulen und Kitas geschlossen waren, waren Kindertagespflegepersonen für viele Eltern die letzte Rettung. Es darf nicht sein, dass diese Gruppe jetzt im Regen stehen gelassen wird.

Die Politik muss auf verschiedenen Ebenen handeln. Wir rufen die Kreise und Kommunen auf, die Sachkostenerstattung für die Kindertagespflege deutlich zu erhöhen. Wir rufen die Bundesländer, die landesweite Sätze für die laufende Geldleistung haben, dazu auf, diese zeitnah zu erhöhen. Und wir rufen den Bund dazu auf, kurzfristig eine finanzielle Entlastung für diese Gruppe von kleinen Selbstständigen zu schaffen.

Mittelfristig sollte die Finanzierungs-Systematik der Kindertagespflege im SGB VIII geändert werden. Die alleinige Orientierung an den geleisteten Betreuungsstunden ist nicht mehr zeitgemäß. Sie berücksichtigt nicht die Vor- und Nachbereitung, Einkaufen. Putzen, Elterngespräche oder Dokumentationen. Eine neue Finanzierung sollte nicht allein auf die Betreuungsstunden am Kind abstellen. Denkbar wären kinderzahlunabhängige Sockelbeträge, Leistungsstunden oder Punktesysteme.

Wenn nicht schnell gehandelt wird, werden viele Betreuungsplätze wegfallen. Die ohnehin schwierige Lage vieler Familien würde noch problematischer werden. Das muss verhindert werden“, erklärte die Bundesvorsitzende.